Wo bist du, Gott?

Gerade habe ich das Gefühl, dass ich Gott nicht finden kann. In der Gebetszeit lasse ich mich von allem ablenken und bin mit meinen Gedanken immer woanders. Warum fällt es mir derzeit so schwer zu beten? Dabei habe ich auch das Gefühl, dass Gott ganz weit weg ist.

Heute morgen zog ich eine Bibelstelle aus Jesaja (Jes. 58,11):
„Der Herr wird dich immer führen, auch im dürren Land macht er dich satt und stärkt deine Glieder. Du gleichst einem bewässerten Garten, einer Quelle, deren Wasser nicht trügt.“

Das Wort hört sich doch gut an – aber: warum fühle ich das derzeit nicht?

Und dann lese ich Jesaja 58 von vorne:
Gott sagt zu Jesaja: „Sie suchen mich Tag für Tag und haben daran Gefallen, meine Wege zu erkennen – …und sie fordern von mir gerechte Entscheidungen und haben an Gottes Nähe Gefallen – sie fragen: warum fasten wir und du siehst es nicht?“ (Jes. 58,2-3)

Gott sieht unser Bemühen sehr wohl, aber er sieht auch, dass wir uns nur halbherzig im Gebet hingeben. Mich beschäftigen zur Zeit so viele andere Dinge, dass ich nicht wirklich bei der Sache bin.

Und dann ist da noch was ….

In Jes. 58 sagt Gott weiter, dass die Menschen an den Fastentagen und am Sabbat Geschäfte machen, dass sie über andere Menschen schlecht reden, dass sie sich nicht für Gerechtigkeit einsetzen und die Not ihrer Mitmenschen nicht sehen.

Hat Gott damit recht?

Unser Dilemma ist, dass wir oft nur uns selbst im Blick haben. Wenn wir so beten, ist das einfach nur oberflächlich. Wir lassen uns nicht mit ganzem Herzen und ganzem Verstand auf Gott ein. Lesen wir die Heilige Schrift doch mal mit dem Herzen, dann hören wir, dass Gott ganz für uns da sein und uns alles schenken will, was wir benötigen (s. Jes. 58,11). Dafür müssen wir Gott auch machen lassen und ihm ganz und gar vertrauen. Und das wiederum fällt uns schwer, weil sich dann auch schnell der Zweifel regt.

Neben Gottvertrauen gehört auch, den Mitmenschen und die Schöpfung im Blick zu haben.
Denn wenn wir von Gott Gerechtigkeit erwarten, müssen auch wir gerecht mit Anderen umgehen. Und wenn wir auf die Liebe und Barmerzigkeit Gottes setzen, müssen wir auch unseren Nachbarn und Nächsten liebevoll und großzügig begegnen.

Und so sagt Gott uns in Jesaja 58, 9-10 zu:

„Wenn du dann rufst, wird der Herr dir Antwort geben, und wenn du um Hilfe schreist, wird er sagen: Hier bin ich! Wenn du Unterjochung aus deiner Mitte entfernst, auf keinen mit dem Finger zeigst und niemandem übel nachredest…., dann geht im Dunkel dein Licht auf und deine Finsternis wird hell wie der Mittag.“

Das hat mir jetzt auch zu denken gegeben und ich frage mich:
Wie bin ich Gott heute morgen begegnet?
War ich bei der Sache und habe mich mit ganzem Herzen im Gebet eingelassen?
Welche Baustellen mit Mitmenschen habe ich?

Auch mit diesen Fragestellungen dürfen wir zu Gott kommen und ihn bitten, uns die Augen zu öffnen.

Fakt ist…

wenn wir uns nicht mit ganzer Kraft für das Gute einsetzen, dann trennt uns das von Gott und das nennt man Sünde (Sünde heißt übersetzt getrennt sein, abgesondert sein). Gott weiß, dass uns die Sünde sowohl von seinem Lebensstrom, den er uns schenken will, abschneidet, aber auch zur Spaltung der Menschen untereinander führt. Und das tut uns und der ganzen Welt nicht gut. Deshalb bittet uns Gott so eindringlich, seine Gebote der Liebe zu achten.

Was können wir tun?

Ich kann euch nur ermuntern, mal Jesaja 58 selbst durchzulesen. Ihr werdet merken, dass die Menschen damals gar nicht so weit von uns heute entfernt sind. Unsere Probleme mit Gott und den Mitmenschen sind im Grunde die gleichen, die die Menschen auch damals hatten. Und die Bibel will uns Wegweiser für gelingendes Leben sein.

Gebet

Guter Vater, du kennst unsere menschliche Schwäche, alles alleine regeln zu wollen. Das ist auch bis zu einem bestimmten Punkt richtig. Natürlich sollen wir unseren Beitrag leisten und uns nicht auf Kosten anderer ausruhen. Aber lass uns erkennen, dass du größer bist als wir und dass wir immer wieder deine Führung brauchen, damit wir auf dem richtigen Weg bleiben. Mach uns darauf aufmerksam, wenn unsere Gedanken neidisch und missgünstig sind, wenn wir mit Worten – vielleicht auch ohne Absicht – verletzen oder nicht hinhören, wo uns jemand etwas sagen will.

Ich wünsche uns, dass Gott sich finden lässt.

Ein Gedanke zu “Gott – ich suche dich?

  1. Gott ist immer mit uns, in uns, da wir ja, jeder von uns, seine Schöpfung sind.
    Manchmal reicht es, für einen Moment die Augen zu schliessen, um sich dieser wunderbaren Tatsache wieder bewusst zu werden. Gott ist in allem, was ist. Immer da.
    Ich wünsche dir, dass du Gott heute ganz besonders nah erleben kannst.
    Liebe Grüsse Brig

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