Oft höre ich, dass man auch ohne Kirche gläubig sein kann und meist wird dann auf diejenigen verwiesen, die ohne in die Kirche zu gehen soviel Gutes tun, die anderen Menschen helfen, die sich für Umwelt und Tierwohl einsetzen, die alles andere als gleichgültig leben. Ich habe Respekt vor solchen Menschen und die Welt braucht solche Menschen. Aber:

Gut-sein = gläubig?

Da wird jemand, der Gutes tut, mit einem gläubigen Kirchenbesucher gleichgesetzt, dessen Aufgabe es ja auch ist, Gutes zu tun. Einziger Unterschied: ersterer spart sich nervige Gottesdienste, die immer am Sonntag stattfinden, dem einzigen Tag, an dem man mal ausschlafen kann.

Ich habe Menschen im Ohr, die sagen, dass sie mit der Kirche zwar nicht können, aber trotzdem an Gott glauben. Meist werden dann die Querelen in der Kirche als Begründung für die Ablehnung angeführt. Ethische Standpunkte werden als Hinweis auf vorhandenen Glauben gegeben – nach dem Motto: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“ Reicht das aus?

Ich denke, da machen wir es uns zu einfach. Was war die eigentliche Botschaft Jesu? „Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ Jesus ist auf die Menschen zu gegangen, hat sie geheilt, hat dabei aber immer auf den Vater verwiesen. Das ist ein ganz wichtiger Punkt in seiner Botschaft. Er hat die Apostel berufen, die Botschaft vom Reich Gottes zu verkünden, wobei wir alle mit aufgerufen sind, von unserem Glauben Zeugnis zu geben. Petrus hat er schlussendlich die Kirche anvertraut.

Glaube will gelebt werden

Natürlich kann man auch ohne Kirche an Gott glauben. Glaube will aber gelebt und geteilt werden! Ich bin aufgefordert, Gott im Gebet und durch Lesen Seiner Botschaft zu suchen. Mein Glaubenszeugnis macht nur Sinn, wenn ich es anderen mitteile. Dazu brauche ich Gemeinschaft mit anderen Menschen, die ebenfalls auf der Suche sind. Das wiederum ist Kirche. Besteht nicht auch die Gefahr, dass das Interesse an Gott ohne Bindung an regelmäßige Gottesdienstbesuche langsam erlahmt?

Glaube wird unterschiedlich gelebt

Lange dachte ich, dass Gott ohne Kirche wohl für andere okay ist. Auch im Glauben sollte man tolerant sein. Fakt ist doch: Gott als Schöpfer aller Menschen liebt auch alle Menschen! Denn Gott ist die Liebe! Ob der Gottesdienst und die Kirche wichtig sind, entscheidet jeder selbst.

Für mich selbst merke ich, dass ich die Kirche als Verbindung zu Gott brauche, und die Gemeinschaft der Mitchristen hilft mir, zu glauben, dass es Gott wirklich gibt. Das trägt mich auch durch manche Zeiten des Zweifels, die auch immer wieder kommen. Für mich ist Gottesdienst auch kein Must-do, sondern ich gehe gerne hin und der sonntägliche Gottesdienst gibt meinem Sonntag Struktur. Oft ist die sonntägliche Stunde in der Kirche meine Ruhezeit, die ich dringend benötige und die mir gut tut. Ich darf dann einfach nur da sein.

Übrigens….

…. ist Gottesdienst kein Dienst, den wir Menschen leisten. Ich bin von Gott höchstpersönlich eingeladen, der mir Gutes tun will und mir sein Wort und sein Brot als Wegzehrung für die vor mir liegende Woche mitgeben will. Darf ich eine Einladung ohne Grund überhaupt ausschlagen? Dazu fällt mir das Gleichnis Matthäus 22, 1 ff.ein, wo ein König die Hochzeit für seinen Sohn ausrichten will. Aber die eingeladenen Gäste wollen nicht zur Hochzeit kommen, obwohl schon alles für das große Fest vorbereitet ist. Sie haben Wichtigeres zu tun und gehen lieber ihren Geschäften nach. Traurig, oder?

Was ist der Unterschied zwischen einem Menschen, der verantwortungsvoll lebt und Gutes tut und einem Gläubigen?

Der Gläubige, der auch Gutes tun soll, hat in erster Linie Gott als Mittelpunkt seines Lebens. Indem er der Einladung Gottes folgt, gibt er Gott die Ehre, die ihm zusteht. In der Feier der Eucharistie wird zudem immer wieder an den Tod und die Auferstehung Jesu erinnert. Das ist eine unvorstellbar großartige Botschaft: Jesus hat Sünde (Trennung von Gott) und Tod überwunden, ist auferstanden und sagt auch uns die Auferstehung zu. Klar lebe ich jetzt und heute in dieser Welt und ich danke Gott dafür, dass ich leben darf, aber ich werde diese Welt auch mal verlassen und da ist es wichtig, dass ich mit Gott im Reinen, in Seiner Nähe bin, denn da wird es irgendwann um Alles oder Nichts für mich gehen.

Ja, dann lass mich auch dabei sein…

In einem alten Gospel heißt es: „Ja, wenn der Herr einst wieder kommt, ja dann lass mich auch dabei sein. (Oh, when the saints go marchin` in. Then, Lord, let me be in that numer, oh, when the saints go marchin` in.) Ja, ich möchte auch dabei sein!

Während der Wandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Jesu bekennen wir:

„Deinen Tod, oh Herr, verkünden wir.
Deine Auferstehung preisen wir.
Deine Wiederkunft erwarten wir.“

Um die Wiederkunft Jesu geht es! Paulus sagt, dass wir auf Jesu Tod getauft sind und mit Ihm auch auferstehen werden. Das ist die zentrale Botschaft unseres Glaubens! Genau daran erinnern wir uns in der Eucharistiefeier. Die Eucharistie selbst hilft uns, in dieser Beziehung zu Gott zu leben: befreit von Sünde und Tod! – als Kinder Gottes! Ich kann nur erahnen, was das tatsächlich bedeutet, verstehen werde ich es wohl in diesem Leben nicht.

Glaube ist mehr als Gut-sein

Wenn ich weiß, wer mein Leben in Händen hält (auch meine Zeit!), dann kann ich voll Zuversicht und Freude mein Leben leben. Ich muss mir keine Sorgen machen, denn Gott ist bei mir. Jesus hat dem Tod durch seine Auferstehung den Stachel genommen. Als Kind Gottes bin ich von der Knechtschaft des Todes befreit.

Ja, als Christ soll ich auch Gutes tun, aber da geht es noch um viel mehr…..

Die Kirche ist wie ein Schiff, das auf dem großen Meer des Lebens unterwegs ist. Auch wenn die Kirche durch manche Flaute dümpelt, im Sturm zu kentern droht, sollten wir sie auf keinen Fall verlassen. Wir sind gemeinsam unterwegs und das Schiff Kirche trägt uns, weil Gott seine Kirche trägt. Alleine gehen wir unter. Bitten wir um den Heiligen Geist, dass Er die Kirche durch die Wellen führt. Und folgen wir der Einladung Gottes und lassen uns im Gottesdienst immer wieder beschenken. Es geht nicht um den Sonntagmorgen, es geht um Alles für uns!

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