Totengedenken

Jetzt rücken sie im Kirchenjahr wieder näher: Die Gedenktage für die Verstorbenen.

Im Monat November gedenken wir an Allerheiligen und Allerseelen wieder den Toten. Viele Generationen von Menschen sind uns schon voraus gegangen, einige wenige haben wir gekannt. Wir haben mit ihnen gefeiert und gelacht, sie haben zu unserem Leben dazu gehört und dann sind sie irgendwann einfach von uns gegangen. Wir können uns noch an sie erinnern, wissen aber, dass wir sie hier auf Erden nie mehr wiedersehen.

Wo sind sie hin?

Bei der Suche nach einer Antwort kommt mir gleich noch eine weitere Frage in den Sinn: Wo kommen wir her? Irgendwann waren wir auch einfach mal da und keiner kann sich erinnern, wo er vor seiner Geburt war oder woher er kommt.

Und es kommen noch mehr Fragen

Im Vergleich zur Ewigkeit ist unsere Zeitspanne auf der Erde verhältnismäßig kurz und scheinbar unbedeutend. Was liegt vor bzw. hinter unserer irdischen Existenz? Und warum bin ich überhaupt auf der Erde? Was ist der Sinn meines Lebens?

Um die Frage nach dem Sinn vielleicht ein bisschen zu erhellen, schauen wir uns mal die Gebote an, die Gott dem Menschen nach dem Auzug aus Ägypten gegeben hat. Wenn Gott uns diese Gebote für unser Leben gegeben hat, dann scheinen sie auch wichtig für unsere Sinnfrage zu sein.

Das wichtigste Gebot

Jesus wurde einmal gefragt, was denn das wichtigste Gebot ist: „Jesus antwortete: Dies ist das wichtigste Gebot: Hört, ihr Israeliten! Der Herr ist unser Gott, der Herr allein. Ihr sollt ihn von ganzem Herzen lieben, mit ganzer Hingabe, mit eurem ganzen Verstand und mit all eurer Kraft. Ebenso wichtig ist das andere Gebot: Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist wichtiger als diese beiden.“ (Markus, 12, 29-31)

Der Sinn unseres Lebens scheint demnach, sich bewusst zu machen, dass Gott allein unser Herr ist. Wir sollen Ihn lieben, Ihn im Gebet suchen und dabei Herz und Verstand einsetzen. Das ganze soll nicht ab und zu mal passieren, sondern mit ganzer Hingabe und mit all unserer Kraft. Das ist mal ein Ansage! Gott ist nicht nur ein Sonntagsgott, sondern ER will an unserem ganzen Leben teilhaben. Mit all unserer Kraft sollen wir IHN lieben! Da bleibt nicht mehr viel übrig. Das hört sich nach einer echten Lebensaufgabe an.

Ich bin ein Kind Gottes!

Und dann kommt noch ein weiteres Gebot dazu: Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst. Das heißt: zuerst muss ich mich lieben. Wie soll ich das machen? Ich kenne mich doch, weiß um meine Defizite, um meine Schwächen. Vielleicht hilft es, wenn ich mir vorstelle, dass ich von Gott bedingungslos zuerst geliebt wurde und werde. Ich bin ein Kind Gottes!

Wenn ich von jemandem geliebt werde, kann ich daraus schließen, dass ich liebenswert bin. Dieser Gedanke will ein bisschen gepflegt werden, indem ich mir immer wieder neu sage, dass ich geliebt und damit liebenswert bin.

Viele Menschen sind erfolgreich, bekommen Anerkennung und verwechseln das mit geliebt werden. Aber das allein ist es nicht: wir müssen im tiefsten Innern überzeugt sein, dass wir liebenswert sind, gerade dann, wenn wir erfolglos sind und die Menschen uns sogar ablehnen (aus welchen Gründen auch immer!). Ich muss irgendwann wirklich glauben, dass ich geliebt bin! Erst dann bin ich tatsächlich in der Lage, den Anderen lieben zu können.

Selbstlos, weil ich mich geliebt weiß

Mutter Teresa war so ein Mensch, die sich selbstlos um die ärmsten der Armen in Indien kümmerte. Sie brauchte keinen Ruhm und keine Anerkennung, sondern die Dankbarkeit der Armen war ihr genug. Sie muss sich ganz sicher von Gott geliebt gewusst haben. Nur das machte sie fähig, so selbstlos zu dienen.

Der Sinn meines Lebens ist kurz zusammengefasst: Gott und die Liebe zu suchen, damit auch ich lieben kann und Teil der göttlichen Liebe werde.

Ins Herz geschrieben

Damit wir daran denken, was wir tun sollen, sagt Gott in Deuteronomium 6, 6: „Und diese Worte, auf die ich dich heute verpflichte, sollen auf deinem Herzen geschrieben stehen.“

Das heißt nichts anderes, als dass wir meist sehr wohl wissen, was gut und richtig ist und oft eine tiefe Sehnsucht nach Leben haben. Diese Sehnsucht ist der Ruf Gottes, der uns immer wieder zur Umkehr bewegen will: Komm doch zu mir! Ich liebe dich! Ich will für dich sorgen! Ich will dich hören, wenn du rufst!

Gott schließt einen Bund mit uns

Dabei dürfen wir nicht vergessen: die Gebote sind keine Pflicht für uns; sie sind letztendlich ein Bund, den Gott mit uns geschlossen hat und in dem Gott uns zusagt, dass ER für uns da sein und sorgen will, wenn wir diesen Seinen Bund einhalten. Stellt euch das doch mal vor: Der große, allmächtige und ewige Gott will bei uns sein und für uns sorgen!!

Gott hält unser Leben in seinen Händen

Irgendwann müssen auch wir wieder gehen und diese Erde verlassen.

Paulus sagt in Philipper 1, 21: “ Denn für mich ist Christus das Leben und Sterben Gewinn.“ Paulus legt sein Leben in die Hände Gottes. Sein Leben ist für ihn fruchtbares Wirken für die Menschen ganz im Sinne von Jesus und Sterben bedeutet für ihn ein Verlangen, aufzubrechen und bei Christus zu sein. Paulus sieht sterben nicht als Ende, aus und vorbei, sondern sagt: „… um wieviel besser wäre das!“ (Phil. 1, 23).

Zwei Wahrheiten über den Tod

Der Tod ist der Feind des Lebens.
Ich muss irgendwann sterben.

Wie kommen wir damit klar?

In den Evangelien lesen wir: Jesus ist auferstanden und hat damit den Tod besiegt.

Stimmt das? Einige sagen, dass das unmöglich ist. Wie konnte Jesus von den Toten auferstehen? Tot ist und bleibt tot! Für sie ist wahrscheinlicher, dass die Jünger den Leichnam Jesu aus dem Grab geholt und versteckt haben, damit ihr Lebenswerk um Jesus nicht völlig sinnlos wurde. Sie wollten nur ihr Gesicht wahren. Deshalb predigten sie dann eine erfundene Auferstehung.

Das hört sich doch ganz logisch an ….

Kurioserweise haben diese Menschen dann aber nicht den Tod gescheut, um ihre abstruse Idee weiter zu verkünden. Das macht doch kein Mensch, wenn er weiß, dass er bei einer Täuschung mitgewirkt hat! Täuschen und Fake news, ja, aber dafür sterben? Wir hören von Paulus, dass Sterben für ihn Gewinn ist. Wie oft saß er wegen seiner verkündeten Botschaft im Gefängnis? Petrus ist lieber gestorben, als seinen Glauben aufzugeben. Stephanus, der erste christliche Märtyrer, sah während seines Sterbens den Himmel offen und bat um Vergebung für seine Mörder …

Meine Zuversicht

Ja, der Tod ist der Feind des Menschen und wir alle müssen sterben. Doch Jesus hat den Tod besiegt. Das glaube ich!
Vor dem Sterben habe ich Angst, eigentlich vor den Schmerzen und vor dem Alleinsein. Genau da ist Jesus selbst auch durchgegangen: durch Schmerz und Verlassenheit. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass ER mir auch dabei helfen wird.

Ich hatte vor ungefähr einem Jahr eine Sterbebegleitung und hatte das Gefühl, dass dieser Mensch 2 Tage vor seinem Tod so etwas wie einen offenen Himmel gesehen hat. Er war so überglücklich, dass ihm die Tränen kamen und 2 Tage später ist er ganz friedlich gegangen.

Ich glaube, dass Christus den Tod besiegt hat und uns etwas unvorstellbar Schönes erwartet, wenn unsere Zeit hier auf Erden abgelaufen ist. Und ich hoffe, dass ich dann auch loslassen und ganz im Frieden mit mir und der Welt gehen kann. Dazu gehört aber, dass ich mir täglich Gedanken mache, wo ich das Gebot Gottes nicht eingehalten habe und dass ich im Gebet mit Gott jeden Abend reinen Tisch mache. Alles darf und soll ich Ihm bringen.

Allerheiligen / Allerseelen

Denken wir daran, wenn wir am Friedhof an den Gräbern unserer Lieben stehen, dass sie uns vorausgegangen sind. Trotz unserer Trauer wünsche ich uns allen auch die Freude, dass unsere Lieben jetzt ganz bei Gott sind und endlich SEIN Angesicht schauen können. Und bedenken wir auch, dass wir selbst Windhauch sind, wie Kohelet sagt. Nehmen wir uns nicht so wichtig, aber erinnern wir uns daran, was in unserem Leben wichtig ist: wir sind geliebt!

Gebet

Guter Vater, Du bist der Ursprung allen Seins. Du warst schon bevor die Erde geworden ist und wirst noch sein, wenn die Erde längst Vergangenheit ist. Aus Liebe hast Du uns Menschen geschaffen und Du freust Dich über jeden, der sich von Dir lieben lässt. Jesus sagt uns so oft, dass wir uns nicht sorgen sollen und dass der Vater im Himmel weiß, was wir brauchen. Herr, wir wollen Dich und Deinen Bund mit uns ernst nehmen. Ich will Dich in mein Leben lassen. Ich will Dir mein Leben übergeben. Ich will meine Talente gebrauchen, die Du mir gegeben hast. Dir zur Ehre! Ich will Dich und das Leben lieben. Und ich will keine Angst vor dem Tod haben, weil ich glaube, dass Du mich in meiner dunkelsten Stunde begleiten wirst.


Herzensanliegen

Was ist los mit unserem Land? Wenn ich die Tageszeitung lese oder Nachrichten schaue, denke ich, dass der Ton in unserem Land rauer wird. Bilde ich mir das nur ein?

Viele Lehrer leiden unter Burn out, weil sie mit dem Ton ihrer Schüler und deren Eltern nicht zurecht kommen; im digitalen Netz werden Menschen systematisch fertig gemacht und bedroht, natürlich anonym; Krankenwagenfahrer und Notärzte müssen sich mit Gaffern rumschlagen, ehe sie Verletzten helfen können; illegale Autorennen nehmen Tote in Kauf; die Presse polarisiert durch dubiose Meinungsäußerungen statt seriös recherchierter Berichtberichterstattung …

Wo man auch hinschaut: Lüge, Spaltung und Gewalt. Einige Staatenlenker gießen noch Öl ins Feuer und finden es wunderbar, wenn es ordentlich brennt.

Was geschieht hier?

Ich habe das Gefühl, dass sich unser Land in dem Maße verändert wie uns gleichzeitig ein wertvolles Gut verloren geht: unser Glaube an Gott! Unsere christlich geprägte Gesellschaft verkörpert Werte, die durch die christliche Religion vorgegeben werden:

Miteinander statt Gegeneinander
Wahrheit statt Lüge
Mitgefühl statt Gleichgültigkeit
Teilen statt Egoismus
Gastfreundschaft statt Hetze

Das sind alles Werte, die uns Jesus aufgetragen hat und die unser Land zu dem gemacht haben, was es heute ist.

Jetzt ist es allerdings so, dass sich immer mehr Menschen vom Glauben und damit von Gott verabschieden. Sie halten sich für aufgeklärt und verlassen sich eher auf die Wissenschaft und die Wirtschaft. Alles, was nicht beweisbar ist, gibt es für sie nicht. Da hat der Glaube an Gott keinen Platz mehr und gläubige Menschen werden häufig als einfältig betrachtet.

Warum glaube ich trotzdem noch?

Manchmal denke ich, dass es so viel einfacher wäre, mich der Mehrheit der Menschen anzupassen. Warum halte ich immer noch an meinem Glauben an Gott fest, wenn so viele davon überzeugt sind, dass es Gott nicht gibt?

Diese Frage hat mich sehr nachdenklich gemacht und meine Antwort lautet:

Weil ich nicht anders kann! Ich habe so oft schon die Gegenwart Gottes in meinem Leben gespürt und sein Wirken erlebt, dass ich gar nicht sagen kann: „Es gibt keinen Gott!“ Das wäre zutiefst unwahr und gegen meine Überzeugung. Ich glaube, dass es Gott gibt, auch wenn ich dafür belächelt werde!

Wenn es aber Gott gibt …

Lässt sich Gott unsere Abkehr von IHM gefallen?

Ich denke schon. Gott ist kein strafender Gott, wie vor gar nicht langer Zeit unseren Eltern noch gepredigt wurde, sondern: ER ist die Liebe! Gott hat uns aber auch die Freiheit gegeben, uns gegen IHN zu entscheiden und ER weiß um unsere Schwachheit.

Wie alles begann oder die erste Auflehnung gegen Gott

Einst lebte der Mensch glücklich und sorgenfrei mit Gott im Paradies. Wäre da nicht die Schlange gewesen, die ihn mit ihrer Lüge verführte. Sie säte Zweifel an Gottes Motiven und brachte den Menschen dazu, von der verbotenen Frucht – vom Baum in der Mitte – zu essen. Sie sagte: “ Ihr werdet nicht sterben. Vielmehr weiß Gott, dass an dem Tag, da ihr davon esst, euch die Augen aufgehen und ihr sein werdet wie Götter, die Gutes und Böses erkennen.“ (Genesis 3, 4-5) Und damit war das Misstrauen gegen Gott gesät und die Neugier siegte über das Verbot Gottes.

Darauhin verlor der Mensch die Freundschaft zu Gott und musste den Garten Eden verlassen, was auch bedeutete, dass der Mensch dem Tod verfiel. Vielleicht war das keine Strafe, sondern Gott musste den Baum des Lebens, der ebenfalls im Garten stand, vor den Menschen schützen, damit sie nicht auch noch unsterblich würden.

Aber als Gott die Menschen aus dem Paradies verwies, machte ER ihnen Kleider aus Fellen und bekleidete sie damit. Wenn ER sie nur hätte strafen wollen, hätte er sie nackt wie sie waren verjagt.

Kurz:

Der Mensch braucht keinen strafenden Gott, um sich ins Unglück zu stürzen. Das macht er schon ganz alleine oder andere verführen ihn dazu, wie die Schlange in der Genesis. Und wenn wir die Wege Gottes verlassen, finden sich andere Kräfte, die uns gerne in die Irre leiten. Ich habe derzeit das Gefühl, dass auch bei uns immer mehr Menschen auf falschen Wegen unterwegs sind. wenn sie sich von Gott abwenden. Die Folgen sehen wir unter anderem in „Fake news“, wie es so nett heißt. Aber Lüge ist nicht nett! Wenn die Wahrheit verloren geht, wem kann ich dann noch trauen?

Was hält uns derzeit noch zusammen?

Wir leben in Deutschland derzeit noch in einer Demokratie, d.h. wir können frei unsere Staatslenker wählen. Unser Land ist ein Rechtsstaat, in dem jeder seine Meinung frei äußern kann, ohne Angst zu haben, dafür verhaftet zu werden. In unserem Grundgesetz ist als erstes festgelegt, dass die Würde jedes Menschen unantastbar ist, d. h. dass jeder einzelne von uns in einem menschenfreundlichen, geschützten Raum lebt. Unser Wirtschaftssystem nennt sich soziale Marktwirtschaft und beinhaltet die Solidarität mit Schwächeren. Zugegeben: es funktioniert nicht immer alles so perfekt, wie es klingt, was am Faktor Mensch liegt. Fehler und Schwächen sind einfach menschlich. Trotzdem ist unsere Staatsform weltweit ziemlich einmalig.

Unsere Demokratie, die die Freiheit des einzelnen in einem gemeinsamen Staatswesen gewährleistet, wird jedoch zunehmend von Kräften attackiert, die diese Freiheit gerne abschaffen würden. Sie nutzen die Rechtsstaatlichkeit für ihre Interessen und schreien laut nach freier Meinungsäußerung, um ihr radikales Gedankengut und ihre Hetze unter die Menschen zu bringen. Und es gibt viele Menschen, die auf ihre Parolen rein fallen. Wenn wir unsere Freiheit erhalten wollen, muss jeder einzelne von uns, dafür einstehen und für die Demokratie kämpfen, auch wenn sie uns manchmal schwach erscheint. Wir dürfen den Hetzern nicht das Feld überlassen und hoffen, das schon alles so bleibt wie es ist. Demokratie ist ein sehr fragiles Gebilde, mit dem jeder verantwortlich umgehen muss. Wie wichtig ist uns unser geschützter Lebensraum? Lassen wir uns das nicht kaputt machen!

Wo kommen unsere Werte eigentlich her?

Wir müssen uns wieder bewusst machen, dass die Werte, die Demokratie und Freiheit erst möglich machen, christliche Werte sind. Es geht um Einheit und Miteinander, um Recht und Freiheit, um Sorge für Schwächere. Es geht um all das, was Jesus uns aufgetragen hat zu tun, damit unser Leben gelingt. All das bringt die Früchte hervor, von denen Jesus immer geredet hat.

Ich habe einfach Angst, wenn Gott sich von uns abwendet, wie wir uns zunehmend von IHM abwenden, dann werden unsere jetzigen Werte ausverkauft werden und es werden andere Werte an ihre Stelle treten: nämlich Egoismus, Hetze, Streit, Gier und vieles mehr. Und die Folgen davon kennen wir.

Zu pessimistisch?

Einige werden jetzt denken, dass mein Menschenbild sehr pessimistisch und die Geschichte der Genesis eine uralte Kamelle ist, die schon lange nicht mehr für einen Vergleich taugt. Aber in dieser Geschichte steckt so viel Weisheit über das Wesen des Menschen, dass man sie nicht ausblenden sollte, obwohl sie schon so alt ist.

Bitte schaut euch unsere jüngere Geschichte an!! Der Mensch ist und war schon immer in der Lage, alles zu zerstören. Ich denke nur an den Größenwahn des dritten Reichs und Schlagworte wie „totaler Krieg“. Haben wir all das schon wieder vergessen? Der Mensch ist nicht nur gut, wobei ich auch sehe, dass es viele gute Menschen gibt. Aber Fakt ist, dass eine – derzeit vielleicht noch kleine – Minderheit von Fanatikern sehr laut Gehör sucht.

Unser Land – die Welt

Diese Entwicklung ist nicht nur in unserem Land spürbar, sondern in ganz Europa und weltweit.

Wo sind die Menschen, die friedlich auf die Straße gehen, um ihre Meinung kund zu tun? In vielen Demonstrationen, die ein Grundrecht sind und auch bleiben müssen, gehen heute gewaltbereite Gruppen mit, die nicht vor Körperverletzung, Zerstörung fremden Eigentums und Plünderung zurückschrecken. Das kann nicht sein. Wer solche Gruppen wie z.B. bei den Corona-Demonstrationen mitziehen lässt, um die eigene Schlagkraft zu erhöhen, der handelt nicht im Sinne unserer Vorstellung von Demokratie.

Machen wir uns Gedanken, wem wir zuhören, mit wem wir uns umgeben und versuchen wir auch wieder für das Christsein einzustehen.

Deshalb müssen wir Christen auch die Menschen wieder versuchen zu erreichen und ihnen die Chance geben, Gott wieder kennenzulernen. Denn ER allein gibt uns Leben in Fülle!

Gebet

Herr, verlass uns nicht, denn ohne Dich sind wir verlassen. Zeige uns, wie wir auf die Menschen zugehen können, um glaubwürdig von Dir Zeugnis zu geben, damit wieder mehr zum Glauben kommen. Eine Welt ohne Gott ist keine lebenswerte Welt! Hab Erbarmen mit Deinen Menschen. Öffne unsere blinden Augen und nimm das Herz aus Stein aus unserer Brust. Lass uns erkennen, dass DU jedem Menschen Würde gegeben hast, die nicht verletzt werden darf. Vater, gieße Deinen Geist auf unser Land und lass uns zu Dir umkehren.

Die Bibel ist voll von Beispielen wie der Mensch immer wieder eigene Wege ohne Gott einschlägt und dabei scheitert. Ich lese gerade die Bibel von vorne und bin derzeit bei dem Buch Exodus an folgender Stelle:

Mose bittet für das untreue Volk

Nach dem Auzug aus Ägypten verlieren die Israeliten immer wieder ihren Glauben an Gott. Einmal kommt es so weit, dass sie sich ein goldenes Kalb gießen, das sie dann anbeten. Gott ist darüber so erzürnt, dass ER zwar Mose anweist, das Volk in das verheißene Land zu führen, ER selbst will aber nicht mehr mit ihnen gehen, weil ER dieses Volk nicht mehr erträgt. Mose erinnert Gott daraufhin an Seine Gnade, Barmherzigkeit und Langmut und sagt in Exodus 34,9: „Wenn ich Gnade in Deinen Augen gefunden habe, oh Herr, dann ziehe doch, mein Herr, in unserer Mitte mit. Es ist zwar ein halsstarriges Volk, aber verzeih uns unsere Schuld und unsere Sünde und lass uns dein Eigentum sein.“ Und Gott schließt einen Bund mit ihnen (Ex. 34, 10)

Herr, denk an Deine Barmherzigkeit und Langmut. Gib den vielen in unserem Land, die noch an Dich glauben, den Mut, Zeugnis für Dich abzulegen, damit andere wieder zum Glauben kommen.

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Exodus

Die Geschichte von Mose

Beim Lesen des Buches Exodus bin ich an die Stelle gekommen, als Mose vor dem brennenden Dornbusch steht und Gott begegnet, der ihm seinen Namen sagt.

Das Leben des Mose

Mose hat einen interessanten Lebensweg. Er wurde von einer Hebräerin in Ägypten zu einer Zeit geboren, als der Pharao das Volk Israel eindämmen wollte, da es ihm zu mächtig wurde. Deshalb gab er den Hebammen den Befehl, alle männlichen Kinder der Hebräer nach der Geburt zu töten. Mose blieb davon verschont, weil seine Mutter ihn mehrere Monate versteckte und dann in einem Körbchen am Ufer des Nils aussetzte, an dem wohl regelmäßig die Tochter des Pharaos badete. Sie fand den kleinen Kerl, verliebte sich in ihn und nahm in mit sich. Die Schwester des Mose, die das beobachtet hatte, schlug daraufhin der Pharaonentochter eine Amme vor, die natürlich die Mutter des Kindes war. So überlebte Mose und wurde von der Pharaonentochter als Sohn angenommen.
Als junger Mann sah er, wie ein ägyptischer Aufseher einen Hebräer beim Frondienst schlug. Das machte Mose so wütend, dass er daraufhin den Ägypter erschlug.

Aus Angst vor Strafe floh er und ließ sich in einem Land namens Midian nieder, wo er heiratete. Er lebte viele Jahre in Midian und weidete die Schafe seines Schwiegervaters.

Und wenn sie nicht gestorben sind…..

… so enden viele Märchen. Nicht aber die Geschichte des Mose. Tatsächlich muss Mose erst alt werden bis sein Leben so richtig aus den Fugen gerät.

Eines Tage, als er wieder mit den Schafen des Schwiegervaters unterwegs ist, kommt er zu dem Berg Horeb. Dort sieht er einen Dornbusch, der brennt, aber die Flammen zerstören ihn nicht. Mose will sich das genauer ansehen und geht näher. Da wird er von Gott angesprochen und aufgefordert, nicht näher zu kommen. Mose verhüllt daraufhin sein Angesicht, weil er sich fürchtete Gott anzuschauen. Mose muss die Gegenwart Gottes stark gespürt haben.

Gott spricht zu ihm, dass er die Not und das Schreien seines Volkes in Ägypten gehört habe und ER sie aus der Gewalt der Ägypter befreien wolle. ER fordert Mose auf, zum Pharao zu gehen und das Volk Gottes aus dem Land zu führen.

Wie geht`s Mose damit?

Mose ist darüber nicht sehr glücklich. Er hat viele Bedenken und Einwände. Einerseits weiß er nicht, ob der Pharao ihn in der langen Zeit vergessen hat oder immer noch nach ihm sucht, andererseits, was soll er den Israeliten sagen, wenn sie ihn fragen, wer denn dieser Gott ist, der Mose angeblich zu ihnen geschickt hat.

Mose tut das Ganze aber nicht ab nach dem Motto: „Was für ein netter Tagtraum! Ich als Held in der Hauptrolle – so ein Quatsch!“, sondern er redet mit Gott und sagt ihm auch, was er davon hält:

„Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und die Israeliten aus Ägypten herausführe?“ (Exodus 3, 11)
„Wenn ich zu den Israeliten komme und ihnen sage: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt, und sie mich dann fragen: Wie lautet sein Name? Was soll ich ihnen antworten? (Exodus 3, 13)
„Ach, Herr, ich bin kein Mann des Wortes. …(Exodus 4, 10)

Und Gott lässt sich auf jedes Argument ein und sichert Mose zu, dass ER ihn führen wird. Ja, das muss man erst mal glauben….
Gott geht sogar soweit, dass er Mose seinen Namen nennt:

Ich bin der Ich bin da (Jahwe)!

Gott sagt einfach: Ich bin da! Alles Sein, aller Ursprung ist Gott. Ohne IHN wäre nichts. Ohne IHN gäbe es keine Schöpfung und keinen Menschen.

Dieser Name Gottes ist Programm! Mose soll dem Pharao und den Israeliten Gottes Wahrheit übermitteln: Der Schöpfer allen Seins hat beschlossen, sein Volk aus Ägypten herauszuführen! Punkt – Aus – Ende!

Das hat wohl jeder von uns schon mal erlebt: Man spürt ein dringendes Gefühl, in eine Situation eingreifen zu müssen, etwas sagen zu sollen, wobei man sich gleichzeitig fragt, wie soll ich das dem Anderen jetzt erklären: Ich spüre z.B. ich soll jemandem Mut machen und auf die Hilfe Gottes verweisen. Gleichzeitig frage ich mich, ob ich mir das nur einbilde. Es fällt mir schwer, das dann in die Tat umzusetzen, weil ich Angst habe, mich lächerlich zu machen. Und trotzdem spüre ich, dass ich es machen sollte.

So wird es wohl auch Mose gegangen sein. Ob er dachte: „Die Israeliten und die Ägypter halten mich doch alle für total bescheuert, wenn ich ankomme und sage: Hört mal alle her, Leute, ich soll euch befreien und aus Ägypten raus führen! ??

Ab da wird es richtig spannend, denn Mose geht!

Parallelen zu heute?

Gott hat die Befreiung seines Volkes mit langer Hand vorbereitet und mit der Geschichte des Mose verknüpft. Hat Gott auch die Gebete seines Volkes damals in der DD R gehört?
Am 03. Oktober feierten wir wieder den Tag der Deutschen Einheit, die Wiedervereinigung von Ostdeutschland mit Westdeutschland. Die unüberwindbare Mauer ist gefallen, die Grenze, die Deutschland viele Jahre geteilt hat, wird geöffnet.

Ein Wunder?

Viele günstige Faktoren sind da zusammen gekommen und haben das Undenkbare möglich gemacht:

Die DDR war wirtschaftlich am Ende.
Menschen in Ostdeutschland, die viel zu verlieren hatten, versammelten sich zum Gebet und gingen mit Kerzen in der Hand auf die Straße.
In der Sowjetunion war Herr Gorbatschow an der Macht und er befürwortete die Grenzöffnung in Deutschland.
Westdeutschland war wirtschaftlich in der Lage, die Wiedervereinigung zu stemmen ….

Einige fragten sich zum diesjährigen Tag der Deutschen Einheit, ob eine Wiedervereinigung heute unter Präsident Putin in Rußland und Präsident Trump in den USA überhaupt denkbar wäre?

Gott hört auch heute noch sein Volk

Das war nicht alles Zufall und ich ziehe den Hut vor den Menschen, die sich zum Gebet trafen und dann mutig genug waren, auf Gottes Wort zu hören, um mit Kerzen in den Händen friedlich auf den Straßen zu demonstrieren.

Es ist ein Trugschluss zu glauben, Gott höre heutzutage unsere Gebete nicht mehr oder ER wirke nicht mehr. Viele versuchen uns zu erzählen, dass Gott nicht wirklich Einfluss auf unser Leben nehmen kann und dass Wunderglaube Aberglaube sei. Ich glaube, Gott wirkt ganz direkt und unmittelbar in unserem Leben.

Aber: Gott bleibt für uns unbegreiflich!


Die Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wie es war im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit. Amen!

Das glaube ich!

Kirche II

Oft höre ich, dass man auch ohne Kirche gläubig sein kann und meist wird dann auf diejenigen verwiesen, die ohne in die Kirche zu gehen soviel Gutes tun, die anderen Menschen helfen, die sich für Umwelt und Tierwohl einsetzen, die alles andere als gleichgültig leben. Ich habe Respekt vor solchen Menschen und die Welt braucht solche Menschen. Aber:

Gut-sein = gläubig?

Da wird jemand, der Gutes tut, mit einem gläubigen Kirchenbesucher gleichgesetzt, dessen Aufgabe es ja auch ist, Gutes zu tun. Einziger Unterschied: ersterer spart sich nervige Gottesdienste, die immer am Sonntag stattfinden, dem einzigen Tag, an dem man mal ausschlafen kann.

Ich habe Menschen im Ohr, die sagen, dass sie mit der Kirche zwar nicht können, aber trotzdem an Gott glauben. Meist werden dann die Querelen in der Kirche als Begründung für die Ablehnung angeführt. Ethische Standpunkte werden als Hinweis auf vorhandenen Glauben gegeben – nach dem Motto: „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.“ Reicht das aus?

Ich denke, da machen wir es uns zu einfach. Was war die eigentliche Botschaft Jesu? „Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ Jesus ist auf die Menschen zu gegangen, hat sie geheilt, hat dabei aber immer auf den Vater verwiesen. Das ist ein ganz wichtiger Punkt in seiner Botschaft. Er hat die Apostel berufen, die Botschaft vom Reich Gottes zu verkünden, wobei wir alle mit aufgerufen sind, von unserem Glauben Zeugnis zu geben. Petrus hat er schlussendlich die Kirche anvertraut.

Glaube will gelebt werden

Natürlich kann man auch ohne Kirche an Gott glauben. Glaube will aber gelebt und geteilt werden! Ich bin aufgefordert, Gott im Gebet und durch Lesen Seiner Botschaft zu suchen. Mein Glaubenszeugnis macht nur Sinn, wenn ich es anderen mitteile. Dazu brauche ich Gemeinschaft mit anderen Menschen, die ebenfalls auf der Suche sind. Das wiederum ist Kirche. Besteht nicht auch die Gefahr, dass das Interesse an Gott ohne Bindung an regelmäßige Gottesdienstbesuche langsam erlahmt?

Glaube wird unterschiedlich gelebt

Lange dachte ich, dass Gott ohne Kirche wohl für andere okay ist. Auch im Glauben sollte man tolerant sein. Fakt ist doch: Gott als Schöpfer aller Menschen liebt auch alle Menschen! Denn Gott ist die Liebe! Ob der Gottesdienst und die Kirche wichtig sind, entscheidet jeder selbst.

Für mich selbst merke ich, dass ich die Kirche als Verbindung zu Gott brauche, und die Gemeinschaft der Mitchristen hilft mir, zu glauben, dass es Gott wirklich gibt. Das trägt mich auch durch manche Zeiten des Zweifels, die auch immer wieder kommen. Für mich ist Gottesdienst auch kein Must-do, sondern ich gehe gerne hin und der sonntägliche Gottesdienst gibt meinem Sonntag Struktur. Oft ist die sonntägliche Stunde in der Kirche meine Ruhezeit, die ich dringend benötige und die mir gut tut. Ich darf dann einfach nur da sein.

Übrigens….

…. ist Gottesdienst kein Dienst, den wir Menschen leisten. Ich bin von Gott höchstpersönlich eingeladen, der mir Gutes tun will und mir sein Wort und sein Brot als Wegzehrung für die vor mir liegende Woche mitgeben will. Darf ich eine Einladung ohne Grund überhaupt ausschlagen? Dazu fällt mir das Gleichnis Matthäus 22, 1 ff.ein, wo ein König die Hochzeit für seinen Sohn ausrichten will. Aber die eingeladenen Gäste wollen nicht zur Hochzeit kommen, obwohl schon alles für das große Fest vorbereitet ist. Sie haben Wichtigeres zu tun und gehen lieber ihren Geschäften nach. Traurig, oder?

Was ist der Unterschied zwischen einem Menschen, der verantwortungsvoll lebt und Gutes tut und einem Gläubigen?

Der Gläubige, der auch Gutes tun soll, hat in erster Linie Gott als Mittelpunkt seines Lebens. Indem er der Einladung Gottes folgt, gibt er Gott die Ehre, die ihm zusteht. In der Feier der Eucharistie wird zudem immer wieder an den Tod und die Auferstehung Jesu erinnert. Das ist eine unvorstellbar großartige Botschaft: Jesus hat Sünde (Trennung von Gott) und Tod überwunden, ist auferstanden und sagt auch uns die Auferstehung zu. Klar lebe ich jetzt und heute in dieser Welt und ich danke Gott dafür, dass ich leben darf, aber ich werde diese Welt auch mal verlassen und da ist es wichtig, dass ich mit Gott im Reinen, in Seiner Nähe bin, denn da wird es irgendwann um Alles oder Nichts für mich gehen.

Ja, dann lass mich auch dabei sein…

In einem alten Gospel heißt es: „Ja, wenn der Herr einst wieder kommt, ja dann lass mich auch dabei sein. (Oh, when the saints go marchin` in. Then, Lord, let me be in that numer, oh, when the saints go marchin` in.) Ja, ich möchte auch dabei sein!

Während der Wandlung von Brot und Wein in den Leib und das Blut Jesu bekennen wir:

„Deinen Tod, oh Herr, verkünden wir.
Deine Auferstehung preisen wir.
Deine Wiederkunft erwarten wir.“

Um die Wiederkunft Jesu geht es! Paulus sagt, dass wir auf Jesu Tod getauft sind und mit Ihm auch auferstehen werden. Das ist die zentrale Botschaft unseres Glaubens! Genau daran erinnern wir uns in der Eucharistiefeier. Die Eucharistie selbst hilft uns, in dieser Beziehung zu Gott zu leben: befreit von Sünde und Tod! – als Kinder Gottes! Ich kann nur erahnen, was das tatsächlich bedeutet, verstehen werde ich es wohl in diesem Leben nicht.

Glaube ist mehr als Gut-sein

Wenn ich weiß, wer mein Leben in Händen hält (auch meine Zeit!), dann kann ich voll Zuversicht und Freude mein Leben leben. Ich muss mir keine Sorgen machen, denn Gott ist bei mir. Jesus hat dem Tod durch seine Auferstehung den Stachel genommen. Als Kind Gottes bin ich von der Knechtschaft des Todes befreit.

Ja, als Christ soll ich auch Gutes tun, aber da geht es noch um viel mehr…..

Die Kirche ist wie ein Schiff, das auf dem großen Meer des Lebens unterwegs ist. Auch wenn die Kirche durch manche Flaute dümpelt, im Sturm zu kentern droht, sollten wir sie auf keinen Fall verlassen. Wir sind gemeinsam unterwegs und das Schiff Kirche trägt uns, weil Gott seine Kirche trägt. Alleine gehen wir unter. Bitten wir um den Heiligen Geist, dass Er die Kirche durch die Wellen führt. Und folgen wir der Einladung Gottes und lassen uns im Gottesdienst immer wieder beschenken. Es geht nicht um den Sonntagmorgen, es geht um Alles für uns!

Kirche

Manchmal kann ich die Kirche und ihren Umgang mit uns Gläubigen nicht verstehen. Ich weiß nicht, was richtig und falsch ist.

Warum dürfen Frauen nicht zu Priestern geweiht werden? Warum haben einige Priester so hohe Machtansprüche, dass nur sie die einzig Wahren sind und keinerlei Kritik zulassen? Warum bin ich als Frau ein Mensch zweiter Klasse? Warum hält die Kirche an einem strikten Zölibat für Priester fest? Warum bekommen wir Gläubigen keine Erklärungen zu den Sachverhalten, sondern nur ein NEIN! zu hören? Warum empört sich ein Bischof, wenn er beim synodalen Weg neben einem Laien sitzen soll?

Wäre es nicht an der Zeit….

Angeblich hat Jesus nur Männer in seine Nachfolge gerufen. Aber stimmt das? Die Kirche hat in früheren Jahren Frauen in Männernamen umgewandelt, da das besser in das damals herrschende Weltbild passte. Haben wir heute nicht andere Zeiten?

Jesus und die Frauen

Jesus hatte viele Frauen in seinem Gefolge. Nach der Auferstehung begegenete Jesus zuerst Maria von Magdala. War das einfach nur Zufall?

In Griechenland taufte Paulus zuerst eine Frau. Lydia. Sieht aus, als wenn auch Paulus gut mit Frauen auskam.

Jesus und Macht

Zur kirchlichen Macht und Hierarchie hören wir jedes Jahr an Gründonnerstag die Geschichte der Fußwaschung. Jesus beugt sich nieder, um seinen Freunden die Füße zu waschen. Wer andere leiten will, soll seiner Meinung nach auch dienen können.

Aus Rom kommen derzeit ganz andere Töne: Natürlich sind wir Christen ein Volk von Priestern, aber selbst predigen darf bei einer Eucharistiefeier nur ein „echter“ Priester, d.h. ein geweihter Priester. Da darf es keine Diskussion drüber geben.

Es gibt so viele Theologen und Theologinnen, die vielleicht mehr Begabungen zum Predigen haben als so mancher Priester. Worum geht es der Kirche in Rom dabei eigentlich? Um Machterhalt? Das würde niemand so sagen, aber erklären tuts einem auch niemand.

Ich bin verwirrt

In meiner Verwirrung lass ich mich auf Dich, Jesus, fallen.

Du bist mein Gott!
Du bist mein Anker, der mich hält.
Du bist das Wesentliche meines Glauben, das mich trägt.

Verlieren wir nicht die Zuversicht

Die frühe Kirche hat auch schon einige Streitthemen erfolgreich und ohne Kirchenspaltung lösen können. Ich denke da an das Streitthema „Beschneidung“, bei dem Petrus und Paulus sich massiv in die Haare bekommen haben. Für Juden ist die Beschneidung das Symbol, dass sie zum auserwählten Volk Gottes gehören. Es war für Juden unvorstellbar, auf die Beschneidung zu verzichten. Trotzdem einigten sich Petrus und Paulus genial: Petrus, der weiterhin für Beschneidungen eintritt, soll der Apostel der Judenchristen sein, Paulus, der die Beschneidung bei Christen für falsch hält, soll der Apostel der Heidenchristen sein. Eine Kirche und trotzdem unterschiedliche Äußerlichkeiten. Genial!

Sind wir Christen zu lasch?

Neulich las ich: Jedes Kirchenmitglied bekommt die Kirche, die er verdient. Eine streitbare Aussage: Jeder, der nur Versorgerkirche will, bekommt diese auch – ohne Mitsprache. Wer jedoch in der Kirche Änderung will, muss bereit sein, sich selber einzubringen. Wenn ich z.B. bei der Predigt mitreden und Fragen stellen will, muss ich das ansprechen. Wer von uns Laien bringt solche Ideen und Vorschläge mal ins Gespräch? Wer geht mal zum Pfarrer hin und bringt Ideen vor? Bin ich dann auch bereit, bei einer offenen Predigt mitzureden? Ja, wer eine aktive Rolle in der Kirche spielen will, muss aufstehen und dafür kämpfen. Der ein oder andere Pfarrer wartet vielleicht nur darauf.

Gebet

Jesus, ich sehne mich nach einer lebendigen Kirche, in der jeder sich mit seinen Gaben einbringen kann. Ich sehne mich nach tiefer Freude im Gottesdienst. Wie schön ist es, wenn Menschen zusammenkommen, um wirklich Dir die Ehre zu geben, um Dir zu singen und vor Dir zu tanzen? Ein Gottesdienst in Gemeinschaft, wo nichts wichtig ist außer Du. Wo ich einfach vor Dir stehen darf. Wo ich Dich spüren kann. Wo ich den Glauben im anderen spüren kann.

Jesus, zeige uns den Weg zu dir. Wie kann ich dich finden? Schenke uns Weisheit bei den vielen Fragen unserer Zeit. Führe uns zusammen – in die Einheit mit Dir und mit den anderen.

Jesus, ich weiß, dass viele Priester auch mit den Anordnungen aus Rom hadern, dass viele Pfarrer die Vision von einer neuen Kirche haben. Diese Priester brauchen unser Gebet. Stärke sie im Heiligen Geist, dass sie erkennen, was Dein Wille ist. Gib auch unserem Papst Franziskus ein hörendes Herz und die Kraft so manchen Kräften im Vatikan mutig entgegenzutreten.

Jesus, dein Wille geschehe!

Loslassen

Es begleitet uns von Anbeginn an durch das ganze Leben:

Immer wieder müssen wir etwas loslassen.

Alltag loslassen

Wenn wir auf Reisen gehen, verabschieden wir uns von unserem zu Hause, von Familie und Freunden. Bei diesem Abschied überwiegt meist die Freude auf eine neue aufgregende Zeit – vielleicht in einem anderen Land. Oder wir freuen uns auf Ruhe, Ausspannen und möchten uns mal verwöhnen lassen. Für kurze Zeit mal den Alltag hinter sich lassen.

Wenn die Zeit im Urlaub um ist, heißt es auch hier wieder Abschied nehmen und die schöne fremde Zeit los lassen. Was bleibt, sind die Erinnerungen.

Loslassen bei Krankheit

Viel schwerer fällt uns Loslassen, wenn ein lieber Mensch ohne Aussicht auf Heilung schwer erkrankt oder gar plötzlich und unerwartet aus dem Leben tritt. Da wir an der Situation nichts ändern können, bleibt uns nichts anderes als sie anzunehmen und den geliebten Menschen loszulassen: „Du darfst gehen.“ Manche Menschen können trotz großer Not nicht sterben, weil ihre Angehörigen sie nicht gehen lassen.

Loslassen von Schuld

Dann gibt es noch das Loslassen von Schuld. Es geht um den Umgang mit eigener Schuld und mit dem Vergeben von fremder Schuld. Bei ersterem muss ich mir vergeben, was oft sehr schwer ist, weil wir uns oft der ungnädigste Richter sind: Warum habe ich nicht….? Hätte ich doch….! Wenn wir es nicht schaffen, diese Gedanken einzudämmen, können sie uns zerstören.

Mit fremder Schuld ist es genauso. Wenn wir es da nicht schaffen zu vergeben, frisst es uns immer mehr auf.

Warum ist Vergebung so wichtig?

Ich habe lange nicht verstanden, warum die Kirche der Vergebung einen so hohen Stellenwert einräumt – bis ich es dann selbst erfahren habe.

Nach einem heftigen Streit mit einer nahe stehenden Person fühlte ich mich anfangs noch vollkommen im Recht: Mit dieser Person will ich nichts mehr zu tun haben! Aber so einfach ist das nicht: morgens waren meine ersten Gedanken bei dem Streit und wer was alles gesagt hat. Dabei loderte die Wut wieder richtig hoch. Und so ging das über den ganzen Tag, Woche um Woche, Monat um Monat…. Da die Wut durch meine Gedanken immer wieder neues Futter erhielt, wurde sie auch nicht schwächer. Irgendwann merkte ich dann, dass ich damit immer unfreier und verbitterter wurde. Die Gedanken haben mich regelrecht beherrscht. Das hätte ich nie gedacht, wenn ich es nicht selbst erlebt hätte.

Im Gespräch mit einem Priester sagte der mir, dass ich die negativen Gedanken nur los werde, wenn ich dem anderen aktiv vergebe und für ihn bete. In meinen Gebetszeiten sollte ich regelmäßig laut bekennen: „Ich vergebe Dir!“

Die ersten Male dachte ich, dass ich an den Worten ersticke und sie wollten mir nicht über die Lippen kommen. Der Priester sagte, dass das nicht schlimm wäre. Wichtig wäre, es trotzdem immer wieder laut auszusprechen, auch wenn meine Gefühle dabei alles andere als freundlich und vergebend seien.

Irgendwann merkte ich, wie die Last, die ich mir selbst durch meine Unversöhnlichkeit geschaffen hatte, leichter wurde. Am Ende war es mir mit dem Vergeben sogar ernst und wir haben es auch tatsächlich wieder geschafft, uns langsam und vorsichtig anzunähern.

Dafür bin ich heute noch sehr dankbar und versuche, eine Situation nicht mehr so weit kommen zu lassen, wenn ich das vermeiden kann.

Tu dir was Gutes!

Mir wurde immer mehr klar, worum es bei Vergebung eigentlich geht. Da geht es in erster Linie nicht um den anderen Menschen, der mich tief verletzt hat; da geht es um mich selbst und um meinen Seelenfrieden, meine Freude. Es geht auch um meine Freiheit: ich werde nicht mehr von meinen Gedanken beherrscht. Vergeben ist also Wellness für die Seele!

Trauer und Schuld

Letztens habe ich in einem Trauerfall mitbekommen, dass die Angehörigen das Gefühl haben, dass der liebe Ehepartner eventuell durch Fehlverhalten des Krankenhauses verstorben ist. Durch Corona konnte der Kranke nicht besucht werden und die Angehörigen vermuten, dass sie deshalb keine Möglichkeit hatten, auf Missstände hin zu weisen, die ihnen vor Ort sicher aufgefallen wären.

Das ist schlimm! Neben dem Verlust des geliebten Menschen machen sich die Angehörigen selbst Vorwürfe, dass sie den Kranken im Stich gelassen haben, obwohl sie am Besuchsverbot nichts ändern konnten. Außerdem geben sie dem Krankenhaus die Schuld, das die Situation des Patienten falsch eingeschätzt hätte.

Egal ob an diesen Vorwürfen was dran ist oder nicht, für die Angehörigen steckt da eine Menge Gift drin. Die Schuldfrage kann vielleicht nie geklärt werden. Den Tod des geliebten Menschen macht es nicht mehr rückgängig. Um gesund trauern zu können, geht es darum, seinen Seelenfrieden zu finden und dazu müssen diese Gedanken und Vorwürfe los gelassen werden. Das ist nicht einfach, aber dringend notwendig, wenn man am Ende nicht verbittern will. Auch wenn das Gebet derzeit nicht möglich ist, weil man auch von Gott maßlos enttäuscht ist, hilft es trotzdem, immer wieder wie ein Mantra zu wiederholen: „Jesus, ich vergebe …..! Hilf meinem Unglauben!“

Irgendwann wird sich ein anderes Gefühl einstellen, auch wenn das jetzt nicht vorstellbar ist.

Kleiner Tipp zum Loslassen

Wenn euch irgendetwas Sorgen macht, beschäftigt oder gar fesselt, dann schließt die Augen und stellt euch vor, ihr habt jede Menge bunte Luftballons in der Hand. Ihr gebt z. B. dem grünen Luftballon eure Sorge um einen lieben Menschen mit und lasst ihn los. Schaut ihm nach bis er am Horizont verschwindet und dann lasst den nächsten Ballon steigen.

Bibelzitate

Hokuspokus

Ich ziehe während meiner Gebetszeit gerne Bibelstellen aus einem Säckchen, in dem sich lauter kleine Zettelchen mit Bibelstellenangaben befinden.

Neulich sagte meine Tochter zu mir, dass das Ziehen von Bibelzitaten für sie wie Hokuspokus aussieht.

Orakel befragen?

Ich fand ihre Aussage interessant, denn ich musste darüber nachdenken, wie ich etwas erläutere, das für mich selbstverständlich ist und nichts mit Orakel zu tun hat. Ich muss auch zugeben, dass es tatsächlich diesen Anschein hat.

Warum ziehe ich überhaupt Bibelstellen?

Manchmal versuche ich in meiner Gebetszeit ruhig zu werden, was mir nicht immer gelingt. Ich brauche oft einen Rahmen, an dem ich mich festhalten kann. Dazu dienen mir zufällig gezogene Bibelzitate.

Einerseits denke ich schon, dass da was drin steckt, über das ich jetzt nachdenken soll. Manchmal ist es nur ein Wort, das mich anspricht und beschäftigt, manchmal der Zusammenhang, in dem der Text steht.

Andererseits hilft es mir einfach, meine Gedanken zu sortieren und sie auf Gott und seine Geschichte mit uns Menschen zu lenken.

In ganz seltenen Fällen hat mich aber schon die ein oder andere Stelle dermaßen berührt, dass ich tatsächlich das Gefühl hatte, da will mir jemand etwas sagen. Aber das geschieht äußerst selten.

Das Beten mit Bibelzitaten lässt mich nach innen hören. Tut sich da etwas in mir? Spricht mich etwas an? Was fühle ich? – manchmal kommt auch gar nichts.

Kleines Beispiel

Vor ein paar Tagen zog ich die Bibelstelle Josua 6,2:

„Da sagte der Herr zu Josua: Sieh her, ich gebe Jericho und seinen König samt seinen Helden in deine Hand.“

Was fange ich mit diesen Worten an? Jericho samt seinem König von damals sind ganz weit weg von mir. Vielleicht hilft mir der Kontext weiter, in dem dieser Satz steht?

Worum geht`s im Kontext?

Mose führte das Volk Israel unter Gottes Anleitung aus Ägypten heraus. Zuerst waren die Israeliten ganz froh, der Unfreiheit in Ägypten zu entkommen, aber dann wurde der Weg lang und anstrengend. Obwohl Gott stets für sein Volk sorgte (Wasser, als der Durst besonders groß war, Manna gegen den Hunger), beschwerten sie sich immer mehr und kamen zu dem Schluss, dass sie doch lieber in Ägypten geblieben wären. Vergessen waren die Zustände, die sie dort ertragen mussten. Irgendwann eskalierte die Situation so, dass sie sich ein goldenes Kalb gossen und es an Gottes Stelle anbeteten.

Damit verärgerten sie Gott so sehr, dass er schwor, dass diese Generation nicht in das versprochene Land ziehen würde, sondern 40 Jahre in der Wüste bleiben müsste. Erst Josua, der Nachfolger Moses, erhielt schließlich von Gott den Auftrag, das Volk Gottes aus der Wüste über den Jordan ins gelobte Land zu führen. Die Stadt Jericho ist die erste Stadt, die es einzunehmen gilt. Jericho hat aber eine starke Befestigung und scheint uneinnehmbar zu sein. Gott hat jedoch Josua zugesagt, dass er Jericho samt König in seine Hände geben wird.

Da kommt mir doch einiges bekannt vor

Die ganze Geschichte, die hinter der Verheißung der Einnahme Jerichos steht, hat für mich zeitlosen Charakter. Wo liegen die Parallelen zu heute?

Gedanken purzeln durcheinander

Eine unerträgliche Situation verändert sich, etwas Neues geschieht und was machen wir? Wir meckern erst mal. Ich denke, der Mensch reagiert zu allererst auf vieles ablehnend, weil er sich vor Neuem ängstigt. Egal wie schlecht das bisherige war, aber es ist vertraut und man kann sich damit irgendwie einfacher arrangieren.

Vom Wert der Freiheit

Was wurde damals in 1989 gebetet, dass endlich die trennende Grenze in Deutschland fallen sollte. Die Menschen wollten frei sein. Und was ist davon übrig geblieben? Es gibt immer noch viele, die behaupten, dass es ihnen vor der Grenzöffnung besser ging. Ich frage mich dann immer, ob man wirklich alles vergessen kann: die Unfreiheit, die Stasi und ihre Methoden…. . Sicher ist nicht alles glatt verlaufen und es gab und gibt auch heute noch Ungerechtigkeiten und Unsicherheit. Aber wären die Menschen wirklich bereit, wieder auf ihre Freiheit zu verzichten? Kann man bei allen Beschwernissen und Ängsten, die mit der Wiedervereinigung auf die Menschen zukamen, den Wert der Freiheit bestimmen und den Ängsten gegenüberstellen? Ich weiß es nicht.

Wüstenzeiten

Und jetzt die Corona Zeit? Soll das für uns vielleicht eine Wüstenerfahrung werden? Dem Großteil der in Deutschland lebenden Menschen geht es sehr gut. Wir sind frei, leben in friedlichen Zeiten, können überall hin reisen, haben einen guten Status in der Welt, haben eine gute medizinische und soziale Versorgung, haben genug zu essen usw.. Ich glaube, es gibt nur wenige Länder, in denen es einem so hohen Anteil der Bevölkerung so gut geht. Gleichzeitig werden die Kirchen immer leerer. Wir brauchen keinen Gott mehr, weil wir uns andere Götter geschaffen haben: unser Bankkonto, Versicherungen, Immobilien, was auch immer. Wir bauen auf uns selbst. Und dann stellen wir fest, wie wackelig unser Netz ist, das uns auffangen soll. Bilder aus Italien haben uns gezeigt, wie die Gesundheitsversorgung zusammenbrechen kann; – kann sowas auch bei uns in Deutschland passieren? Lockdown – unvorstellbar, aber in aller Munde. Ja, wir haben in Deutschland das Virus bisher gut in den Griff bekommen, aber welchen Preis haben wir dafür zu zahlen? Die Angst vor einer Rezession geht um. Was bleibt am Ende von unseren Sicherheiten?

Was gibt mir Sicherheit?

Vielleicht ist jetzt ja genau die Zeit, sich zu besinnen. Wer oder was gibt mir tatsächlich Sicherheit? Was trägt mich? Wo liegt mein Fundament? Kann ich Gott vertrauen, der jenseits aller Wirtschaftlichkeit alles in seinen Händen hält? Ich selbst möchte mich vor der Zukunft nicht fürchten, sondern dem vertrauen, der mich bisher sicher geführt hat.

Mir geht es nicht um hohe Politik

Ich will in meinem Beitrag nicht politisieren oder etwas besser wissen. Ich verstehe auch vieles von den großen Zusammenhängen nicht, um mir darüber ein Urteil zu erlauben. Ich will lediglich aufzeigen, welche Gedanken die obige Bibelstelle in mir ausgelöst hat.

Dabei wir mir einiges klar…

Mein Leben ist geführt von Gott! Er steht treu an meiner Seite und begleitet mich. Darauf will ich fest vertrauen und mich nicht immer über die Widrigkeiten meines Lebens beschweren oder ärgern. Was im Leben zählt, ist die Liebe und die Freude. Ja, ich will mich freuen, auch wenn der Weg vor mir neu und fremd ist. So habe ich das Gefühl, dass ich mit meiner Haltung aktiv Einfluss auf mein Leben nehmen kann. Ja, ich kann und will die stark befestigte Stadt Jericho in mir einnehmen. Ich habe es in der Hand, die Mauern in meinem Kopf einzureißen und meine inneren Begrenzungen zu überwinden. Gott hat auch mir durch das Bibelzitat diese Zusage gegeben.

Die Bibel ist zeitlos und immer wieder neu

Ich bin mir sicher, wenn jemand anderes sich mit diesem Zitat beschäftigt, käme er zu vollkommen anderen Gedanken als ich. Ebenso kann es sein, dass dieselbe Bibelstelle in einigen Jahren bei mir gar nichts auslöst oder in eine ganz andere Richtung geht.

Und das macht für mich das Ziehen von Bibelstellen so spannend und die Bibel selbst so zeitlos.

Bibelstellen sind keine täglichen Horoskope, die mir voraussagen, wie mein Tag sich heute gestaltet. Im Gegenteil: tägliche Bibelzitate norden mich immer wieder auf das Wesentliche, die einzige Wahrheit ein: GOTT!

Maria

Manchmal gibt es Tage…

da habe ich mich selbst verloren, weil ich mir untreu wurde. Ich habe mich von anderen runter ziehen lassen, habe meinen eigenen Wert aufgegeben. Das wollte ich doch nicht mehr.

Dabei fiel mir ein Lied in die Hände: Maria, Himmelskönigin, du Braut vom Heilgen Geist! Du, bist der Christen Helferin, die jedes Herz lobpreist. Nach Gott gebührt dir alles Lob bis an das End der Welt, weil Gottes Sohn dich hoch erhob, zur Mutter dich erwählt.

Wer bist du, Maria?

Warst du immer schon die Begnadete und Gesegnete, die Königin des Himmels?

Plötzlich schwanger

Wenn ich mir dein Leben anschaue, dann warst du eine junge Frau, die Verlobte eines Mannes, die plötzlich unerwartet schwanger wurde. Ein Sakrileg zu deiner Zeit, auf das im schlimmsten Fall der Tod stand. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du zu dem Zeitpunkt überaus glücklich warst, als du deinem Verlobten Josef von einem Kind des Heiligen Geistes erzählt hast.

Josef war ein tief gläubiger Mann und stand glücklicherweise zu dir. Nach einem Traum beschloss er, dich zu sich zu nehmen und deinem Kind ein Vater zu sein. Er hat euch beschützt, versorgt und Jesus seine Werte vermittelt, die Jesus sicher mitgeprägt haben.

Unglaublich

Du konntest das alles wohl selbst kaum glauben. Deshalb machtest Du dich auf zu einem Besuch bei deiner schwangeren Cousine Elisabeth. Als Elisabeth deinen Gruß hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib und sie rief vom Heiligen Geist erfüllt: „Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes“ (Lukas 1,42) Darauf hin stimmtest du dein großes Magnifikat an: „Meine Seele preist die Größe des Herrn und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter.“ (Lukas 1, 46 -47). Vielleicht hast du da erst begriffen, was an dir geschieht.

Widrige Geburtsumstände

Schwangerschaft und Geburt macht Frauen verletzlich und sie suchen nach Sicherheit.

Als bei dir die Geburt näher rückte, war nichts mit Sicherheit im heimischen Nest. Ihr musstet eine weite Reise antreten, um euch auf kaiserliche Anordnung in eurer Geburtsstadt in Steuerlisten einzutragen. Zu dem Zeitpunkt warst du hochschwanger. Reisen war beschwerlich für dich und aufgrund der Steueraktion waren auch noch alle Unterkünfte ausgebucht. Irgendwo habt ihr dann etwas gefunden, wo ihr die Nacht verbringen konntet. Unter diesen Umständen hast du dein erstes Kind geboren, deinen Sohn Jesus – fernab von Familie und Freunden, weit weg von deinem zu Hause, in einem Stall oder so was ähnlichem.

Ein besonderes Kind

Von Anfang an war dieses Kind ein besonderes Kind und sein Leben schon früh bedroht. König Herodes duldete keinen neuen „König“ neben sich. Als wenn ein im Stall geborenes Kind eine Bedrohung für einen König sein könnte. Also führte Josef euch nach Ägypten, um euch zu schützen. Obwohl man nichts darüber weiß, war es sicher keine bequeme Urlaubsreise oder ein abenteuerlustiges Work and Travel Jahr im Ausland. In Ägypten seid ihr Fremde gewesen. Da Josef Handwerker war, konnte er damit euren Unterhalt im Ausland sichern, so dass ihr überleben konntet. Gewünscht hättest du dir sicher etwas anderes.

Jesus, der Teeny

Dein Kind, Maria, war anders als andere Kinder. Einmal ging er euch auf einer Pilgerreise nach Jerusalem verloren. Da war er schon 12 Jahre und ihr dachtet, er würde mit anderen Kindern und Verwandten auf dem Heimweg sein. Als er aber nach einer Tagesstrecke nicht auftauchte, machtet ihr euch große Sorgen und gingt nochmal nach Jerusalem zurück, um ihn zu suchen. Nach 3 Tagen fandet ihr ihn im Tempel, wie er mit Schriftgelehrten diskutierte. Du sagtest zu ihm: “ Kind, warum hast du uns das angetan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht.“ (Lukas 2,48). Jesus war erstaunt und fragt: „Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss, was meinem Vater gehört?“ (Lukas 2, 49)

Von Jesu Kindheit und Jugend ist ansonsten nicht viel bekannt, nur dass er auch das Handwerk seines Vaters erlernte.

Jesus, eine Berühmtheit

Mit etwa 30 Jahren kam dein Sohn aber dann ganz groß raus. Er verwandelte Wasser in Wein, heilte Menschen, die ihm in Scharen nachfolgten. Er war ein Star! Wie ging es dir damit, Maria?

Als Jesus nach Nazareth kam, wo er aufgewachsen war und im Tempelt gepredigt hatte, klatschten die Leute Beifall und wollten, dass er auch in ihrer Stadt Wunder vollbrachte. Gleichzeitig erkannten sie Jesus aber auch als den Sohn Josefs, der hier aufgewachsen war. Jesus sagte ihnen, dass der Prophet im eigenen Land nichts gezählt ist. Er wusste, dass das hinderlich für den Glauben an die Größe Gottes und an Heilungswunder war. Da jagten sie ihn wütend aus der Stadt. Hast du zu der Zeit noch in Nazareth gelebt, Maria? Hast du mitbekommen, wie sie alle über deinen Sohn redeten und herzogen?

Das furchtbare Ende

3 Jahre später kam dann das schmachvolle Ende. Dein Sohn wird von einem Freund verraten, von den Menschen, die ihn bisher verehrten, angespuckt, misshandelt und wie ein Verbrecher hingerichtet. Du standest unter dem Kreuz, Maria, und musstest es aushalten, wie dein Kind einen qualvollen Tod stirbt….

Dein Leben, Maria, war nicht das einer Himmelskönigin.

An dir, Maria, scheiden sich die Geister

Durch deine leibhaftige Aufnahme in den Himmel hat Gott dich und dein Leben gewürdigt. Damit bist du zur Mutter der Menschheit geworden.

Und deshalb grüße ich dich, Maria, und weiß, dass du gesegnet bist unter den Frauen. Ich bewundere deinen Mut, dass du zu dem Kind Gottes JA gesagt hast und treu deinen Weg trotz aller Widrigkeiten gegangen bist. Gott war immer mit dir. Das musst du wohl gespürt haben, denn sonst hättest du vielleicht unterwegs aufgegeben.

Und deshalb verehre ich dich auch als Himmelskönigin und komme mit meinen Bitten zu dir, weil ich weiß, dass du die Not der Menschen verstehst.

Segnen

Wer kann damit noch was anfangen?

Es gibt einige Redewendungen in unserem Sprachgebrauch, die das Wort Segen beinhalten: „Auf deinem Tun liegt Segen! Er / Sie ist mit der Begabung, Mitarbeiter zu führen, Kranke zu pflegen, Streit zu schlichten… gesegnet. Es war ein Segen, dass in einer Notlage jemand bei mir war.

Segen bedeutet, dass uns unverdient etwas Gutes widerfahren ist. Segen ist ein Geschenk des Himmels. Wir können ihn nicht verdienen oder erarbeiten, aber wir können ihn verschenken.

Segen ist wie ein warmer Frühlingsregen auf der Haut.

Wo kommt der Segen her?

Wie Segen wirkt, können wir Menschen nicht beeinflussen. Das liegt außerhalb unserer Reichweite. Aber ich kann für andere Menschen Segen erbitten bzw. ich bin sogar dazu aufgerufen, andere zu segnen. Und damit werde ich ein Segen für a ndere.

In Numeri 6, 22-27 sprach der Herr zu Mose:
„Sag zu Aaron und seinen Söhnen: So sollt ihr die Israeliten segnen; sprecht zu ihnen:
Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig.
Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden.
So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen und ich werde sie segnen.“

Dieses Wort Gottes ist einfach wunderbar! Gott macht aus unserer Beziehung zu ihm und zu anderen Menschen eine Dreiecksgeschichte. Er ruft uns dazu auf, dem anderen Menschen, der uns am Herzen liegt, in Gottes Namen Gutes zu wünschen und dann sagt Gott uns zu, dass er diesen Menschen segnen wird. Meine guten Wünsche bleiben dann nicht nur schöne Worte, sondern werden Realität. Dabei wird auch mein Herz weit und groß. Das nennt man dann wohl Liebe.

Gott ist die Liebe

und die Liebe will sich verschenken. Deshalb fordert Gott uns sogar auf, für andere Menschen gute Wünsche zu haben. Er will seine Liebe über uns ausgießen. In einem Gebot heißt es: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Liebe funktioniert nicht für mich alleine, sondern nur in Beziehung mit dem Anderen. Deshalb ist Gottes Wort immer auf Miteinander, Einheit und Gemeinschaft ausgerichtet. Er will mit uns in Beziehung treten. Durch Jesus hat er einen neuen Bund mit uns geschlossen. Und genauso will er auch gute Beziehungen zwischen uns Menschen.

Worin liegt der Segen?

Wenn wir segnen, bitten wir Gott, dem lieben Menschen nahe zu sein, ihn zu behüten und zu beschützen, damit sein Leben und seine Vorhaben gelingen. Das Angesicht Gottes soll über den Gesegneten leuchten und ihn ins Licht stellen. Dann kann ihm die Dunkelheit der Lüge und des Verirrens nichts anhaben, denn Gott schenkt ihm in seinem Licht Klarheit und Wegweisung. Außerdem will er ihm Gnade schenken oder anders ausgedrückt: unverdiente Liebe! Gott wendet dem Gesegneten sein Angesicht zu und ist damit ganz bei uns, so dass sich tiefer Friede in uns ausbreitet. Wir spüren, dass wir ganz mit uns und der Welt im Reinen sind.

Segen ist doppelter Gewinn

Ich stelle mir das Ganze vor wie bei einem Spendenaufruf, wo meine Spende, die ich bereit bin zu geben, von einer anderen Seite verdoppelt wird. Da macht es richtig Freude, viel zu geben, wenn sich am Ende meine Gabe verdoppelt.

Genauso lädt Gott uns zum Segnen ein. Wir wünschen dem Anderen in Gottes Namen Gutes, was Gott dann für uns einlöst, weil wir selbst das nicht bewerkstelligen können. Beim Segnen bitten wir nicht für uns, sondern haben den Nächsten im Blick. Damit fällt der Segen auch auf uns wieder zurück und bringt auch uns Gewinn in Form von Liebe und Freude.

Allerdings gilt auch hier: Gott allein ist gut und er allein weiß, was für uns und für den Anderen gut ist!!!

Gebet

Guter Vater, dein Wort zeigt mir wieder mal, dass du die Liebe bist. Auch wenn ich nicht fassen kann, was deine Liebe für mich bedeutet, so wird mir doch klar, dass du uns mit der Aufforderung zum Segnen ein unvorstellbares Angebot deiner Liebe machst. Wir sind der Welt nicht ohnmächtig ausgeliefert, denn du willst bei uns sein und deine Liebe an uns verschenken. Uns so geliebt und getragen zu wissen, können wir uns mutig und voll Freude dem Leben mit all seinen Facetten stellen.

Es gefällt dir, wenn wir in Einheit leben. Da wirst du immer deine Liebe dazu geben. Mach uns auch fähig, die Menschen zu segnen, die uns verletzt haben. In solchen schwierigen Situationen willst du uns helfen, zu verzeihen und wieder neu aufeinander zu zu gehen.

Warum traue ich mich so oft nicht, den Anderen zu segnen und ihm damit unvorstellbar Gutes zu tun?? Vater, nimm mir meine Zweifel und meine Angst, mich lächerlich zu machen.

… und lass mich ein Segen für Andere sein.

Amen.

Der Sinn des Lebens

Dazu las ich letztens: Das Leben hat keinen Sinn, sondern das Leben ist der Sinn!

Stimmt das? Das würde ja bedeuten, das Leben nicht als Mittel auf ein Ziel hin zu sehen, sondern in diesem Leben einfach ganz präsent zu sein. Ich habe nur dieses eine Leben und es ist mir als Geschenk gegeben worden.

Das Leben ist der Sinn

Ich kann viel Schaffen und Werte anhäufen. Aber das gibt meinem Leben nicht mehr Sinn. Ich kann meine Pflichten erfüllen, aber wenn ich das nicht mit Liebe tue, macht auch das keinen Sinn. Wichtig ist, dass ich mein Leben als wertvoll erachte und liebe, erst dann ergibt alles Sinn.

Es ist wie auf einer Wanderung oder Pilgerschaft: der Weg ist das Ziel!

Dabei ist nicht wichtig, ob ich ankomme, sondern wie ich jeden einzelnen Schritt setze und darauf achte, was mir unterwegs so alles begegnet. Vielleicht fällt mir eine schöne Blume auf, eine Schnecke, die über den Weg kriecht, oder es kommen mir gute Gedanken. Vielleicht habe ich auch ein gutes Gespräch mit Gott.

Einzig das Ziel zählt?

Wenn der Weg das Ziel ist, ist es nicht wichtig, ob ich das geplante Ziel wirklich erreiche. Das hängt übrigens auch noch von einigen anderen Faktoren ab, die ich nicht beeinflussen kann: meine körperliche Konstitution, ein Unfall, das Wetter….

Wenn einzig das Ziel zählt, dann ist meine Wanderung spätestens dann gescheitert, wenn ich unterwegs aus irgendeinem Grund abbrechen muss.

Gilt das auch für das Leben?

Ich denke schon. Das Leben will Schritt für Schritt gelebt werden. Natürlich brauche ich auch Ziele, aber wenn mein Leben nur aus Zielen besteht, dann geht es am Wesentlichen vorbei. Das Leben ist Selbstzweck. Ich soll in jedem Augenblick, der mir gegeben wird, das Schöne suchen und Freude daran haben. Das bedeutet, weniger zu planen und sich mehr auf das, was kommt, einzulassen. Oft merke ich, wie meine schön ausgetüftelten Pläne für den Tag durch Unvorhergesehenes zunichte gemacht werden. Darüber kann ich mich dann ärgern oder ich nehme es an und suche den positiven Aspekt darin.

Ist das nicht ziellos?

So wirklich kenne ich das Ziel meines Lebens ja nicht mal. Aber statt mich auf das Jetzt einzulassen, mache ich mir Gedanken, was übermorgen sein könnte, ob meine nächste Urlaubsreise in einem halben Jahr stattfinden wird und wie ich die Zeit am besten rum kriege, damit der Tag zuende geht.

Und so vergeht ein Tag nach dem anderen – Zeit, die nicht mehr wiederkommt.

Manchmal ist es auch dran, Stille und Nichtstun auszuhalten. In solchen Momenten kommen oft kreative Ideen. Nicht in der Hetze des Alltags passiert wesentliches, sondern in der Stille.

Im Leben geht es um Achtsamkeit und um ganz DA-Sein. Wie geht es mir gerade jetzt? Halte ich das Nichtstun aus? Ich sitze gerade bei einer Tasse Kaffee, aber mir fallen schon wieder tausend Dinge ein, die ich tun könnte oder müsste. Das Stillsitzen fällt mir schwer. Aber ich merke auch, dass das genau der Punkt ist, an dem ich arbeiten will.

Alles Windhauch

Kohelet sagt, dass es für alles eine Zeit gibt: „…eine Zeit zum Gebären und eine Zeit zum Sterben, eine Zeit zum Pflanzen und eine Zeit zum Ausreißen der Pflanzen,“ (Kohelet 3,2) Und in 3,12 sagt er: “ Es gibt kein in allem Tun gründendes Glück, es sei denn ein jeder freut sich und so verschafft er sich Glück, während er noch lebt.“

Vielleicht sollte ich mal hinhören, was gerade jetzt für mich dran ist. Was verschafft mir Freude?

Ich habe mir fest vorgenommen, mal zu versuchen, achtsam mit der mir gegebenen Zeit umzugehen. Wenn ich morgens aufstehe, will ich mich bewusst vor dem Spiegel begrüßen, mich auf den Tag, der vor mir liegt, einlassen und mich darauf freuen, was mir heute so alles begegnen wird.

Es gibt so ein kleines Achtsamkeitsspiel: Ich stecke mir morgens 5 Bohnen z.B. in die linke Hosentasche. Bei jedem positiven Erlebnis nehme ich eine Bohne und lasse sie in die rechte Hosentasche wandern. Abends, wenn ich dann meine Taschen leere, schaue ich mir an, für was jede Bohne in der rechten Tasche steht. Und dann kann ich die Bohnen dankend Gott zeigen. Ihr werdet überrascht sein, wieviele schöne Momente ein Tag hat. Und natürlich können auch mehr Bohnen eingesteckt werden.

Vielleicht schaffe ich es damit besser, im Hier und Heute zu verweilen und bewusst bei dem zu sein, was ich gerade tue.

Kleiner Tipp: Freut euch zu jeder Zeit!!!